Usability-Tipps - Kapitel "Einführung"

Benutzerfreundlichkeit im Selbstversuch

Es gibt mehrere Wege, sich ein Bild über die Usability seiner eigenen Website zu machen. Nicht alle müssen unbedingt mit viel Aufwand betrieben werden, sondern erfordern vor allen Dingen die Bereitschaft, die Ergebnisse nicht nur zur Kenntnis zu nehmen, sondern auch als Anlass für Verbesserungsversuche zu sehen. Wer es sich zutraut, die „Betriebsblindheit“ abzulegen, die unweigerlich im Hinblick auf die eigenen Produkte, das Design, die Website und alles andere, was „auf dem eigenen Mist gewachsen“ sind, abzulegen, kann auch ohne Kennnis der genauen Faktoren, die die Wahrnehmung einer Webseite bestimmen, im Selbstversuch und vor allem durch Hilfe von „betroffenen“ Dritten einiges in Erfahrung bringen.

Es hilft z. B., wenn Sie selbst einmal nach etwas suchen, was nicht zu Ihrem beruflichen Umfeld oder direkten Angebot gehört; möglichst einer Handelsware oder einer Dienstleitung. Geben Sie einen Suchbegriff ein, klicken Sie auf die ersten Suchtreffer und „beobachten Sie sich selbst“. Sie verhalten sich nun genau so, wie ein Erstbesucher auf eine Ihrer Webseiten. Sie versuchen in möglichst kurzer Zeit herauszufinden, ob Sie „richtig“ sind. Scheint es hier um das richtige Thema zu gehen? Finde ich den gesuchten Begriff hier wirklich in Titel, Überschriften, Fließtext (prominent hervorgehoben oder auf andere Weise auffällig) wieder? Und dann noch subtilere Faktoren, die nicht bewusst wahrgenommen werden wie „fühle ich mich beim Betrachten wohl?“, „werde ich abgelenkt oder bereitet mir die Suche nach Informationen hier Stress?“. Und als wäre das noch nicht genug: „Sieht das nach einem seriösen, hilfreichen und kompetenten Anbieter oder eher nach Hobby aus?“.

Genau das macht jeder „durch“, der zum ersten Mal einen Blick auf Ihre Website wirft. Und da Sie diese Erfahrung selbst nicht mehr machen können, da Sie Ihre Website in- und auswendig kennen und ggf. sogar selbst entworfen haben und daher kein geeigneter Kritiker sind, müssen Sie andere fragen. Das bedeutet nicht, dass auch der Selbstversuch auf der eigenen Website verboten ist: Sie können gern einmal einen Blick in die Ergebnisse der siteinternen Suche oder die Sitemap werfen und schauen, ob Sie finden, was Sie haben wollten… bessere, weil objektivere Ergebnisse erhalten Sie aber, wenn Sie diese Aufgabe delegieren und andere bitten, sich einmal mit der Gestaltung, Navigation, Informationssuche und dem Inhalt Ihrer Seiten auseinanderzusetzen.

Gerade bei Webseiten ist auch eine „Laienmeinung“ enorm wertvoll, weil es eben zum großen Teil „Laien“ sind, die sich Ihr Internetangebot ansehen. Nicht jeder Kunde ist vom Fach, nicht alle Besucher sind gleich versiert im Umgang mit Computern oder gar der Interaktion mit Webseiten. Und es gibt noch mehr Wege, die Sie mit recht viel Zeit, dafür aber wenig finanziellem Aufwand beschreiten können.

Nur wer fragt, bekommt Antworten

Ein Ratschlag, der unabhängig von allen anderen Quellen (hier kommt die unvermeidliche Werbung: Wir bieten Ihnen auf Wunsch eine individuelle Expertenanalyse für Ihren Internetauftritt) enorm dabei helfen kann, Ihr Webangebot zu verbessern und besucherfreundlich zu gestalten, ist die laufende Befragung von Kunden, Bekannten und Familienangehörigen. Verfahren Sie auch vorzugsweise in dieser Reihenfolge bzw. werten Sie die Antworten nicht alle gleich. Ein naher Verwandter wird sie eher schonen als ein Kunde, zumal dieser auch ein realeres Interesse daran haben sollte, wirklich etwas auf Ihrer Website zu suchen oder eine Transaktion dort durchzuführen. Sparen Sie sich Dinge wie „Wie gefällt Ihnen unsere Homepage?“ und stellen Sie konkrete Fragen zu konkreten Bereichen.

  • „Empfinden Sie die Farbgestaltung als angenehm oder gibt es Bereiche / Farben / Elemente, die Sie als störend empfinden?“
  • Ist die Navigation gut bedienbar und erreichen Sie alle gesuchten Inhalte darüber?
  • Haben Sie die Suche benutzt, um Informationen zu finden? Haben Sie diese gefunden und waren Treffer übersichtlich dargestellt?

Wenn Sie die Möglichkeit haben, fragen Sie nur wenige Informationen ab (z. B. unterteilt nach den einzelnen Rubriken Ihres Webauftritts), dafür aber regelmäßig. Wenn Sie die Auswertung der Antworten – vor allem der freien Kommentare, die Sie neben vielleicht eingesetzten Schulnotensystemen unbedingt zulassen sollten – ernst nehmen und ausreichend Zeit investieren, erhalten Sie auf diesem Weg viele wertvolle Hinweise zur Verbesserung Ihres Angebots, auch ohne unbedingt in weitaus aufwändigere und teurere Studien und Fokusgruppen o. Ä. investieren zu müssen, wenngleich diese Werkzeuge natürlich je nach Aufwand (und damit verbundenen Kosten) weitaus genauere und konkretere Ergebnisse liefern können.

Aber auch der „kleine Versuch in Eigenregie“ nach obigem Beispiel kann bereits jede Menge Potential für Verbesserungen der Bedienbarkeit oder auch zur Erweiterung des Angebots durch neue, bisher fehlende Inhalte aufdecken.

Denken Sie daher bei allen anderen Faktoren, die Sie zur Verbesserung der Benutzung Ihres Angebots berücksichtigen wollen, vor allem an die Wichtigkeit des ersten Eindrucks. Der vielzitierte Spruch gilt wohl nirgends so sehr wie im Zusammenhang mit Erstbesuchern aus Suchmaschinen:

„Es gibt keine zweite Chance für einen ersten Eindruck“